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Helmut Deutsch

GRUSSWORT
PROF. HELMUT DEUTSCH

,,Ist das deutsche Lied tot? Die Zeit der Liederabende soll vorbei sein? Nein, es ist nicht tot. Rar sind lediglich die Sänger geworden, die es auch heute noch, in so unromantischer Zeit, zur Wunderblüte seines geheimnisvollen romantischen Lebens erwecken können, Sänger, die Programm und Gestaltung vom Klischee befreien.“

Diese Worte, die so gegenwärtig erscheinen, stammen von einer Kritik aus dem Jahre 1957 über den knapp zweiundzwanzigjährigen Fischer-Dieskau. In den folgenden Jahrzehnten kam es dann auch zu einer ungeahnten Blütezeit des Liedgesanges, befördert und getragen durch Sänger wie lrmgard Seefried, Hans Hotter, Elisabeth Schwarzkopf, Hermann Prey, Christa Ludwig, Peter Schreier, Brigitte Fassbaender, und eben Dietrich Fischer-Dieskau.

Heute, weit mehr als ein halbes Jahrhundert später, lassen sich aber dieselben bangen Fragen wie oben wieder stellen. Nur, dass es heute keineswegs an Sängern mangelt, die sich für das Genre brennend interessieren und die auch imstande sind, ein Publikum zu fesseln und zu faszinieren. An den Hochschulen Mitteleuropas und Englands wird Liedunterricht in einem Ausmaß geboten und auch angenommen wie nie zuvor.

Rar sind hingegen die Veranstalter geworden, die es sich zur Aufgabe, ja zur Pflicht gemacht haben, Liederabende anzubieten und damit nicht nur denetablierten, sondern auch jungen die Möglichkeit geben, sich in dieser „Königsklasse des Gesanges“ (Jonas Kaufmann) zu präsentieren.       

Liederabende waren immer etwas ganz Spezielles in der Musikwelt: Kein Sinnesrausch wie in der Oper mit ihren vielgestaltigen Aktionen auf der Bühne, keine Klangfluten wie in den großen Orchesterwerken, sondern etwas Intimes, Fragiles, das in das Innerste unserer Seelen vorzudringen vermag, wenn man sich dafür zu öffnen bereit ist. Das Lied kann uns geistige und emotionale Erlebnisse verschaffen, die mit Anderem kaum zu vergleichen sind.

 


Nach vielen Jahrzehnten begeisterter Tätigkeit auf dem Gebiet der Liedkunst bin ich unbeirrbar optimistisch geblieben, was die Zukunft dieser wunderbaren Kunstgattung angeht. Es erfordert aber neben einer aufnahmebereiten Zuhörerschaft vor allem Organisatoren, die an die Sache glauben und mutig Liedreihen oder kleine Festivals gründen, und dabei in erster Linie die Förderung dieser Kunstgattung mit ihrem hohen Potential an unvergleichlichen Werten im Auge haben. Liebhaber und Idealisten eben.

 


Gabriele Dressler, äußerst sprachkundige Rechtsanwältin mit großer internationaler Erfahrung ist so jemand. Ihre Idee, im Florian-Stadl des prächtigen Klosters Andechs eine Liedreihe mit jungen Sängern aus aller Welt zusammen mit der wunderbaren Pianistin So-Jin Kim aufzubauen, kann man nur freudigst begrüßen. Das besondere Anliegen dabei ist die Förderung des Nachwuchses aus Ländern wie etwa Frankreich, Italien, Spanien oder Lateinamerika. Neben dem deutschsprachigen Liedrepertoire wird man also eine bunte Palette an Sprachen und Stilen genießen können!
Aus ganzem Herzen wünsche ich dem schönen Unternehmen einen erfolgreichen Start und ein langes Leben.

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Helmut Deutsch

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